5.45 Uhr – der nächste Tag beginnt sehr früh, denn heute steht das Gorilla-Trekking am Programm. Gershon holt mich pünktlich um 6.30 Uhr vom Haus ab. Im Wagen sitzen schon Beate, Christoph und Volker – auch noch ein wenig zerknautscht und verschlafen, aber in der gleichen Stimmung wie ich: freudig angespannt auf das was kommt.
Gute anderthalb Stunden später sind wir am Ziel angelangt: dem Biwindi National Park.

Wir werden von einem „Instruktor“ begrüßt, der uns etwas über die Entstehung des National Parks und die etwa 400 hier lebenden Gorillas erzählt. Gesamt gibt es noch etwa 880 Gorillas in der Region Uganda, Ruanda und Kongo. Danach begrüßt uns „Shaban“ unser Guide. Er ist ein fröhlicher Geselle der immer einen lustigen Spruch auf den Lippen hat und uns kurzweilig die noch notwendigen Anweisungen im Umgang mit Gorillas erklärt, wie z.B. einen Mindestabstand von ca. 7 Meter einzuhalten, sich nicht ruckartig zu bewegen oder laut zu schreien etc.
Dann geht es auch schon los und wir legen noch eine kurze Strecke im Auto zurück ehe wir dann – ausgerüstet mit Wanderstecken – in den Regenwald marschieren. Shaban erklärt uns nach ca. 15 Minuten exzessiven bergabmarschierens, dass wir sehr „lucky“ sind und schon bald die ersten Gorillas sehen werden. Denn manchmal laufen die Besucher des Parks stundenlang bevor der erste Gorilla in Sicht kommt. Und wirklich: 5 Minuten später treffen wir auf die „Tracker“ – die Fährtensucher, die uns den Weg mittels Machete frei schneiden.
Und da – der erste Gorilla!!! Es ist ein Weibchen mit einem erst 5 Tage altem Jungen, das sie behutsam auf dem Arm hält. Alle sind vollständig fasziniert und begeistert, als auch schon die nächsten Gorillas raschelnd aus dem Unterholz auftauchen. Es sind zwei jüngere Exemplare, eines ca. 2 und eines ca. 2,5 Jahre alt. Das jüngere der beiden wirft sich für unsere Kameras richtig in Pose und blickt uns dabei nachdenklich an.

Dann gehen wir weiter – was ziemlich anstrengend ist – denn es geht steil bergab und wir laufen auf feuchten, rutschigen Stielen, die unsere Tracker gerade umgeschnitten haben. Aber die Anstrengung lohnt sich, denn schon bald treffen wir auf den Boss der ganzen Gruppe – „Kzaguriro“ den Silberrücken. Dieser wiegt in etwa 200 kg und ist damit ein mittelschwerer Bursche. Doch hat er es geschafft die größte Gruppe an Weibchen um sich zu sammeln, denn seine Gruppe umfasst ca. 19 Mitglieder. Er sitzt gemütlich da und mümmelt an seinen Blättern die er ringsum mit Bedacht aussucht. Doch dann wird ihm die Fotografiererei, das Ah-und-Oh unserer Gruppe wohl zu viel: Er dreht sich um bergab entschwinden, doch leider stehen da Christoph und Beate. Der Tracker sagt „expand“ und zieht Beate zur Seite, doch für Christoph ist es zu spät. Mit einem gekonnten Lambada-Hüftschwung drückt der Silberrücken Christoph zur Seite: Und während Christoph bergab purzelt, sich fängt, aufsteht und die mitgerissenen Ameisen von der Hose wischt, steht Kzaguriro gemütlich da, blickt Christoph an, grunzt zufrieden und setzt seinen Weg langsam fort. Die allgemeine Anspannung macht Gelächter und aufgeregtem Geplapper Platz – Gott sei Dank ist nichts passiert. Und Christoph ist nun einer der wenigen Glücklichen, die nicht mit dem Wolf, sondern mit dem Gorilla getanzt haben.

Wir folgen der Gruppe noch weiter in den Wald und dürfen an deren Leben teilhaben, bevor es dann wieder retour (und wirklich steil bergauf!!!) geht. Mich hat bei dieser Begegnung am meisten die Ruhe und Gelassenheit dieser voll habituierten Tiere fasziniert, mit der sie ihren Tag gestalten. Diese Gorillas sind mit der Natur in totalem Einklang und bereichern das Leben jedes Besuchers um ein ganz großes Stück. Wieder an der Basisstation angekommen, erhalten wir noch unser „Gorilla Tracking Certificate“ als Erinnerung überreicht.