Die Tage fliessen dahin, es ist wesentlich wärmer geworden und es weht ein weicher angenehm kühler Wind. Die Nächte sind jedoch noch empfindlich kühl, was das schlafen besonders angenehm macht. Im Gegensatz zu August gibt es nun hier doch eine Menge Moskitos die ich mit Hilfe von „Antibrumm“ und „NoBite“ abzuwehren versuche. Es gelingt jedoch nur mangelhaft. Wir haben den ersten schönen warmen Tag genutzt um die Wäsche zu waschen, die Matratzen auszulüften, die Böden zu schrubben und Ordnung ins Spielzeug zu bringen. Es ist jetzt so ordentlich und aufgeräumt, dass ich fast Angst kriege ;)

Der Sonntag vergeht auch wie im Flug, den dieses Mal sind wir in die andere Kirche der Umgebung gegangen. Auch hier hat der gesamte Gottesdienst doch fast drei Stunden gedauert. Danach heim, essen vorbereiten – und da es ja Tag des Herrn ist, lassen wir denselbigen am Nachmittag einen lieben Mann sein.

Da ist auch schon der Montag da. Wir müssen in die Stadt, denn nicht alle Schuhe passen und daher müssen wir drei Paar umtauschen. Letitia und ich entscheiden uns die paar Kilometer zu Fuß zurückzulegen. Am Weg treffen wir einige Freunde und Bekannte Letitias und auch ich kenne schon manche. So ist es wirklich kurzweilig bis wir Kabale erreichen. Wieder werde ich angenehm an meine Kindheit erinnert, als man noch viel mehr zu Fuß erledigt hat, Zeit für einen Tratsch hatte und nicht gehetzt – mit einer Hand das Handy ans Ohr haltend – durch die Gegend gelaufen ist. Vielleicht ist Uganda kein Land, das hochentwickelt ist, eine tolle Industrie hat oder besonders reich ist – aber Uganda hat Zeit. Ein Luxus den wir uns schon lange nicht mehr leisten.

Wir laufen durch die ganze Stadt, tauschen Schuhe um, besorgen Gemüse, Kochbananen, Seifen etc. Dann erklimmen das nächste Boda-Boda und sind auch schon wieder am Weg heim.

Während dieser Spaziergänge lerne ich sowohl Letitia, als auch Ezra besser kennen und höre ihre Meinung zu sehr vielen Themen. Interessant auch die unterschiedlichen Meinungen zu Gleichberechtigung, Verhütung, Beziehungen und – was sonst – Liebe. Während Letitia sehr fortschrittlich denkt und ohne weiteres damit als Durchschnittseuropäerin durchgehen könnte, ist Ezra noch viel mehr den Traditionen seines Landes verhaftet. So ergeben sich immer wieder sehr interessante und mitunter hitzige Diskussionen in denen Ezra meistens den kürzeren zieht ;) was er aber gelassen hinnimmt. Ich hingegen bin erstaunt über die Qualität der Gespräche, lerne jeden Tag dazu und nehme gern daran teil.

Der Montag steht im Zeichen des anstehenden Schulbeginns. Ich habe ein Treffen mit einer der Lehrerinnen, bespreche alle notwendigen Punkte und mache mir eifrig Notizen. Die Schule verfügt – neben den übliche Klassenräumen – über eine Bibliothek in der Kinder sich die Bücher auch mit nach Hause nehmen dürfen. In den Pausen werden sie dazu angehalten ihren Tee zu trinken und zu lesen. Die Lehrerin – sie heißt Doris – ist eine ausgesprochen höfliche und zuvorkommende Frau mit einem sehr angenehmen Wesen. Wenn der gesamte Lehrkörper so ist, dann kann ich meinen Kindern nur gratulieren. Sie erzählt mir, dass die Schule auch – in einer separaten Einrichtung – Straßenkinder beherbergt und Unterricht gibt. Dieses Jahr haben 17 Schüler ihren Abschluss gemacht davon 2 der Straßenkinder – einer davon ist drittbester der Schule geworden. Auch zu dieser Leistung meine Gratulation der Akanyijuka Primary School!

Der Nachmittag gestaltet sich friedlich mit „blinde Kuh“ und „verstecken“ spielen, andere haben sich ganz dem „Tempel hüpfen” verschrieben. Ich lasse mir von Ezra den nächsten Airtime-Händler zeigen. Ich bemerke, dass ich immer mehr Teil der Community werde, denn am Weg hin und retour reden mich die Leute an „A Gandi/wie geht´s Michelle (kein Mensch kann hier Michaela aussprechen)?“ „Nitsche / gut, danke“ antworte ich und plaudere mit Brian, den Friseur und Gilbert dem Tischler. Kurz bevor wir zu Haus einbiegen, hupt noch Dennis unser Boda-Boda-Fahrer, der gerade zufällig vorbei fährt. Leben im Dorf eben.