uganda-2016-day3-4Die erste Nacht war zunächst etwas unruhig, denn ich habe den ersten Moskito hier in Kabale gehört und glücklicherweise auch nach Mitternacht endlich erschlagen.
Da Sonntag ist, lasse ich Ezra Milch und Brot vom Nachbar holen, damit die Kinder mal was anderes als „Porridge“ zu futtern kriegen. Wir frühstücken gemeinsam, danach wird unter viel Palaver und Gelächter der „Sonntagsstaat“ ausgesucht (als wenn es so viele Möglichkeiten gäbe :) ) und angezogen.
Endlich sind alle fertig für den 15 minütigen Fussmarsch zur Kirche. Ich bin überrascht wie schön es dort ist, der Rasen rund um die kleine Kathedrale ist blitzsauber gemäht, gebürstet und geputzt. Die Messe hat schon begonnen, als wir eintreffen, doch hier ist der Beginn nicht so genau – hier möchte ich jetzt besonderes Augenmerk auf die Uhrzeit legen: es ist 10.15 Uhr ugandischer Zeit.
Ezra erklärt mir am Weg, dass ich – als neues Mitglied der Gemeinde – aufgefordert werde mich vorzustellen und dass man am Schluss der Messe mit dem Klingelbeutel geht. Das erste kenn ich nicht, das zweitere ist wohl überall auf der Welt gleich.
Die Messe beginnt mit Gesängen und Gebeten wie man (ich) sich das vorstellt. Es ist laut, kurzweilig und das Gotteshaus ist voller Freude und nicht voller Schuld wie in unseren Breitengraden. Doch es ist ein besonderer Gottesdienst, denn ein Kaplan wechselt die Gemeinde und wird hier aufgenommen. Das erweitert die Messe ziemlich und es wird mit viel Aufhebens der neue Pfarrer/Priester/Kaplan (ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung) in den geweihten Kreis der altehrwürdigen Kabaleser aufgenommen.
Um zwei Uhr nachmittags (also nach 3 Stunden 45 Minuten) geht die Messe ihrem Ende zu. Pffffffff!

Die Kinder haben jetzt natürlich schon Kohldampf das sich die Balken biegen. Darum heißt es schnell heim, essen fertig machen (Letitia hat in weiser Voraussicht schon vorgekocht) und die Bande abfüttern. Dann spielen wir ein bisschen und ich ziehe mich zurück um die ersten Einträge für den Blog zu schreiben. Natürlich ist das alte Sonntagsleiden „no Power“ auch als guter Vorsatz ins neue Jahr mitgenommen worden. Also kein Strom, kein Internet – ich werde warten müssen, bis ich meine geistigen Ergüsse publizieren darf.

Gerade stehen sie draußen und diskutieren wie sie die Mannschaften beim Fussball aufteilen wollen. Sunday, dem ich irgendwie besonders gut gefalle ;) teilt mir das natürlich sofort mit :”Football“ und eine Hand die Richtung Wiese zeigt – ein ”Mann der wenigen Worte“.

Morgen muss ich sowieso mit Letitia einen größeren Einkauf tätigen, denn die Vorräte gehen derzeit gegen Null.
Da kommt Bob gerade recht, der mich fragt ob ich nicht zum Markt fahren will. Ich kauf G-Nuts fürs Abendessen und ein paar Avocados ein.
Auf der Rückfahrt denke ich : Es sind diese Minuten, die einem immer im Gedächtnis bleiben. Sie sind klein und völlig unspektakulär und doch so bizarr: Du fährst auf der roten sandigen Straßenbaustelle mitten durch Kabale – Menschen, Autos und Radfahrer wuseln um dich herum und du hörst „The Glory of Love“ von Chicago. Bob, mein Fahrer ist nämlich ein ausgewiesener Fan dieser 80er-Jahre-Gruppe. Und ich finde es passt auch super als Schlusswort zum Sonntag und vielleicht habe ich ja dem einen oder anderen (zumindest allen älteren Semestern) einen Ohrwurm verpasst ;)