Es hat dann doch noch schließlich bis Dienstag gedauert, denn montags mussten wir noch einige kommunale und rechtliche Dinge erledigen, wie z.B. den örtlichen Chairman/Bürgermeister des Districts davon zu verständigen, dass es jetzt soweit ist und wir die Kinder holen werden. Es waren einige Leute da, die alle sehr wichtig dreing’schaut, dann bedächtig genickt haben. Nach einer Weile und ein bisschen Smalltalk haben sie alles für gut befunden und sind wieder abgerückt. Danach noch schnell auf den Markt ein paar Früchte besorgen und danach (ganz wichtig) Datenvolumen für meinen Datenstick – wie soll ich denn sonst meinen Blog schreiben?

Am Dienstag kurz nach eins fahren wir dann endlich Richtung Batwa-Siedlung ab. Die Fahrt Richtung Kisoro dauert 1,5 Stunden und ist immer wieder von wundervollen Einblicken auf den Lake Bunyonyi gekrönt.
Dann biegen wir von der Hauptstrasse weg und fahren ins Batwa-Gebiet, dass sie sich mit einigen Buzigas (Teil des Bantu-Stammes) teilen. Was ich dort sehe, erschüttert mich zutiefst. Ich habe noch nie solche Armut gesehen. Die Bazigas lassen die Batwas dort leben, wo nichts wächst, nichts gedeihen kann. Die Hütten sind nun schon sehr schön (laut Walter), von dem Wahrheitsgehalt kann ich mich überzeugen, als ich eine alte Hütte sehe. Aber auch die neuen Hütten haben den Komfort einer Minus-4-Stern-Hütte. Ich stelle mir vor hier aufzuwachsen, völlig ohne Perspektive, je was anderes als das zu sehen und kriege einen Kloß im Hals.
Sie haben derzeit auch kein Wasser. Das Wasserloch, das ihnen zugewiesen wurde, ist ausgetrocknet. Jeden Tag Kilometerweit laufen und das wirklich steil bergauf und bergab für ein paar Liter Wasser – das schlägt sich auch auf die Hygiene nieder. Alle starren vor Schmutz und auch der Geruch ist – naja sagen wir – nicht nach Rosen duftend.
Trotzdem sind sie zwar ernst, aber nicht missmutig. Und sie freuen sich wahnsinnig für ihre Kinder, dass sie diese Chance bekommen.
Walter, Michael (der Fotograf) und ich werden herumgeführt – auf Wegen die nicht mal Walter noch kannte, obwohl dieser schon sehr oft hier war. Wir sehen Hütten und die Felder, die die Batwas für ein paar Kartoffeln, als Tagelöhner bestellen – Sklavenhaltung der modernen Art. Stolz präsentieren sie uns auch die drei eigenen Felder, die das JGI – Austria für sie gekauft hat. Funktioniert sichtlich gut, ist aber ein Tropfen auf den heißen Stein. Um da den Batwas nachhaltig helfen zu können, sind wesentlich mehr monetäre Mittel nötig, als das Institut je zur Verfügung stellen könnte. Auch das überzeugt mich wieder von der Sinnhaftigkeit unseres aktuellen Projekts.

Währenddessen versucht Romie verzweifelt die „richtigen“ Kinder zu finden. „Richtig“, weil für diese Kinder eine Patenschaft übernommen worden ist und sie damit auch finanziert sind. Ein schier unmögliches Unterfangen, denn sie haben keine wirklichen Rufnamen, eher so nach dem Motto „he Du“, „komm her“ etc. Mit den Bildern ist das auch so eine Sache, denn von den ursprünglichen Kindern sind einige weggezogen und eines leider gestorben, also auch das gestaltet sich schwierig.

Schließlich werden die Kinder allesamt eingepackt, in den Bus verfrachtet und zum Haus gebracht. Ein weiteres Fahrzeug bringt uns Organisatoren und ein Klein-LKW die Batwa-Eltern (auf der Ladefläche wohlgemerkt) ebenfalls dorthin.

Letitia hat inzwischen einen tollen Empfang vorbereitet. Nachbarn und Freunde sind da, es wird gekocht, getrunken und gefeiert. Die Kinder sind überglücklich und auch die Eltern der Batwa-Kinder schlagen sich den Bauch mit Matoke (Kochbananenmus), Plau (eine Art Reisfleisch), Bratkartoffeln, Fisolen und einem Eintopf aus Rindfleisch und Hühnchen voll. Ich bleibe eine Weile bei den Frauen in der Küche, die einen Riesenspaß dabei haben mir die Rezepte zu erklären, welche Ingrediezien verwendet werden, wie hüftschwingend Matoke gewalkt und geknetet wird. Dafür bin ich auch die erste die kosten darf und werde genau beobachtet, ob es mir wirklich schmeckt. Da tut es und sie sind begeistert und machen Späße. Irgendwer hat eine Musikanlage gebracht, also wird natürlich auch getanzt und gesungen was das Zeug hält – aufregen tut sich über den Lärm keiner. Eh klar die Nachbarn sind ja alle da :) Diese interessieren sich natürlich extrem für die Fremde Muzungu und fragen mich nach Strich und Faden aus. Walter ist eher uninteressant (weil ja schon so oft da), obwohl ich die Frage vieler „Ist das dein Ehemann?“ doch sehr lustig finde. Ich versuche alle Fragen erschöpfend zu beantworten und erhalte im Gegenzug etliche Einladungen zum Essen, in die Kirche und sonst wohin. Würde ich alle annehmen, wäre ich 2018 noch da :)
Dann löst sich die Gesellschaft recht schnell auf und Letitia schickt die Kleinen duschen (ich dachte nach der Abwasserfarbe,  die Haut geht mit ab ;) ) und dann zu mir – zum eincremen. Ich stelle fest, dass einige Kinder ziemliche Hautprobleme haben und werde mit Walter über einen Arztbesuch sprechen müssen. Abgesehen davon creme ich und creme ich und creme ich – 21 Kinder ein. 21???? Ja 21! Also schicken wir 21 statt 12 Kinder mal ins Bett, denn die Eltern sind ja schon zu Haus und sehen was der nächste Tag bringt.

Entschuldigt bitte das Durcheinander der Fotos, ich habe von Michael die Fotos auch eingestellt … (© Michael aus Kabale ;) )