uganda-day3-2 Kabalega Wilderness Lodge 6.00 Uhr: der Wecker läutet. Jeder der mich kennt, weiß wie schlimm früh aufstehen für mich ist. Doch heute ist das anders. Ich beginne den ersten Tag in der Kabalega Wilderness Lodge. Endlich sehe ich, was am Abend nur zu erahnen war: den weißen Nil. Ein Fluss der träge dahin fliesst und eine Menge an wilden und gefährlichen Tieren bereithält. Aber zunächst ist nur der Wahnsinns-Sonnenaufgang wichtig, der sich hier langsam anschleicht, um dann plötzlich seine ganze Pracht zu entfalten. Mittlerweile sind die beiden Tiroler Mädels mit Namen Christine und Marina auch schon hier im Gemeinschaftsbereich der Lodge, stehen am Ausblicksdeck und sind ebenso fasziniert und begeistert wie ich es bin.
Dem ausgezeichneten Frühstück zollen wir nicht die Aufmerksamkeit, dessen es würdig gewesen wäre, denn pünktlich um 7.15 Uhr legt ca. 50 m von unseren Frühstücksplatz entfernt das Boot an. Milton – unser Guide und Bootsführer – begrüßt und erzählt uns von unserem heutigen Ausflug. 4 Stunden am weißen Nil Richtung Lake Albert. Er erzählt uns von „Crocodiles“ und „Hypos“ – also Krokodilen und Nilpferden – und der wunderbaren Vogelwelt die wir bald zu sehen bekommen.
Ich bin noch etwas skeptisch, denn zumeist versprechen Guides mehr als sie halten können. Aber schon geht es in dem kleinen Boot, gemeinsam mit Christine, Marina und Walter flussabwärts und auf das andere Ufer des Nils. Wir sehen Papyruspflanzen die hier schon seit Jahrtausenden wachsen und den alten Ägyptern als Schreibmaterial dienten (https://de.wikipedia.org/wiki/Papyrus). Sie sehen aus, wie riesige Pusteblumen aus einer Riesenwelt und drängen sich dicht an dicht am Ufer. Danach gleich die erste Liebesgeschichte, in Form eines Kronenkranichpaares. Diese bleiben ein Leben lang zusammen und suchen sich oft lange nach dem Tod des Partners keinen neuen. Dann im heraufdämmernden Tageslicht das erste Nilpferd noch relativ weit weg, aber immerhin.
Die letzten Wolken verziehen sich und die Sonne kommt hervor. Ich sehe meinen ersten „Sausagetree“ dessen Früchte gern von Elefanten gegessen werden, aber auch den Einheimischen als Medizin dienen. Dann geht es Schlag auf Schlag mit einem ganz selten und besonderen Höhepunkt: zuerst ein Schwarzstorchpärchen, dann wieder Nilpferde und kleine weiße Reiher (deren Namen ich mir leider nicht gemerkt habe), einige wundersame schwarz-weiße kleine Vögel (Blackwhite Kingfisher / Eisvogel), knallgelbe kleine entzückende Webervögel (https://de.wikipedia.org/wiki/Webervögel), die sich lauthals um den besten Nistplatz streiten, ein Krokodil (für das Foto war ich leider zu langsam :( , aber keine Sorge ihr kriegt noch welche zu sehen) und dann sehen wir ihn. Milton nennt ihn „Shoebill“ auf deutsch Schuhschnabel (https://de.wikipedia.org/wiki/Schuhschnabel) und ist hier ein extrem seltener Vogel, der auch ebenso scheu ist. Langsam und bedächtig sind seine Bewegungen, fast stoisch könnte man ihn nennen. Ich bemühe mich redlich, aber besonders gut bekomme ich ihn nicht vor die Linse. Dann verändert sich die Landschaft wieder und wir sind im Delta des weißen Nils angelangt, dort wo er in den Albert See mündet.

Die Reise zurück ist ebenso schön wie die hin und wir kommen wieder in die Kabalega Lodge.

Dann kurze Verschnaufpause bevor wir am späten Nachmittag mit Ovon zum Nachbardorf gehen. Dieser Spaziergang gestaltet sich zunächst als fast unerträglich heiß, denn mittlerweile hat es sicher 37 Grad und die Sonne brennt unerbittlich vom Himmel. Aber Ovon hat die Gabe sehr interessante Geschichten am Weg zum Dorf zu erzählen, zeigt uns fremdartige Pflanzen und lenkt uns von der nachmittäglichen Hitze ab. Dann treffen wir die ersten Kinder. Begeistert geben sie uns die Hand, denn weiße Haut sehen sie ziemlich selten. Auch die glatten Haare haben es ihnen angetan. Und als wir sie fotografieren und ihnen dann die Bilder zeigen, waren sie restlos fasziniert und begeistert. Lauthals lachend tippen sie immer wieder auf den Bildschirm des Smartphones und können es nicht fassen sich in diesen kleinen Kästchen zu sehen.
Ovon führt uns durch das Dorf, das ganz anders aussieht, als ich es erwartet habe. Die Häuser stehen sehr weit auseinander, jede Familie ist unter sich, rundum das eigene Hausfeld, auf dem sie Kartoffeln, Mais und andere Pflanzen des täglichen Bedarfs anbauen.
Immer wieder treffen wir auf Mädchen und Frauen, die in großen Kanistern Wasser vom Nil holen. Kein ungefährliches Unterfangen, warten dort die Krokodile auf leichte Beute. Ovon erzählt uns, dass in den letzten 15 Jahren so mehr als 50 Menschen ums Leben kamen. Wir besuchen zwei Familien, die erste hat einen dreiwöchigen Neuzugang – noch ohne Namen. Die Ehre einen Namen zu vergeben wird Christine zuteil, die den kleinen Jungen „Sam“ tauft.
Marina, Christine, Ovon und ich machen uns auf den Weg, zur zweiten Familie. Ich bin begeistert von der offensichtlichen Zufriedenheit die diese Menschen ausstrahlen. Man kann mit wenig glücklich sein – ich hoffe diese Zufriedenheit bleibt diesem Dorf erhalten.
Nachdem wir auch mit der zweiten Familie – soweit es uns möglich war – geplaudert haben, kehren wir in die Kabalega Wilderness Lodge zurück. Beim abendlichen Feuer – das nach dem Abendessen entzündet wird – hören wir plötzlich seltsame Geräusche. Ein schmatzen und grummeln und die Mitteilung per Funk vom Security Personal ”Hippo is coming“ und so kommen wir in den Genuss ein Nilpferd beim Abendessen zu beobachten. Und das keine 5 m von uns entfernt. Alle sind total aufgeregt und genießen diesen ersten Abend in der Lodge, der dann um 11 Uhr auch schon wieder endet.

(Bilder von: Christine Haun und Michaela Dibl)