Der Tag beginnt nun schon routiniert: Zähne putzen, Gesicht waschen, Betten machen, Zimmer aufräumen, dann ab zum Frühstück. Es gibt Porridge für die Kinder und eine Banane damit sie groß und stark werden :)
Letitia und ich machen einen kurzen Kleidercheck. Durch die große Zahl an Kindern haben wir nun kaum Sachen zum wechseln. Besonders Hosen und Röcke fehlen. Letitia erzählt mir vom „mwanjari market“ (gesprochen: „wanschari“) der jeden Freitag geöffnet hat. Dieser bietet Kleidung – zum Teil auch Second-Hand-Ware – zu echten Schleuderpreisen an. Na welch ein Zufall, dass heute Freitag ist ;) ! Also beschließen wir, zuerst den Rest der Kinder „medizinisch“ zu versorgen und dann zum Markt zu fahren. Da uns kein Auto zur Verfügung steht, müssen wir auf Boda-Boda-Fahrer zurückgreifen.

Nach dem Mittagessen sagt Letitia „I call the Boda-Boda“ und ich denke mir „Ok, dann mach ich mich mal fertig.“ 15 Minuten später ist er auch schon da. Aber wo ist der zweite? Nein, meint Letitia wir fahren mit einem! OK, NAJA, also gut, dann fahr ma halt! Ich schwinge mich auf den Sattel der Boxer, hinter mir steigt Letitia elegant im Damensitz zu. Der Boda-Boda-Fahrer kann sein Glück kaum fassen – zwei Frauen und noch dazu eine Muzungu dabei ;) – und braucht für die 15 Minuten lange Strecke ca. 25 Minuten. Denn da muss ma noch wo stehen bleiben und mit irgendwem quatschen, zur Tankstelle natürlich auch und zum Schluss springt er zum vom Motorrad und holt sich Zigaretten für die Rückfahrt. Ich kann mein Glück auch kaum fassen, eingekeilt zwischen Munroe und Letitia überlege ich bei mir, welche Chance ich im Falle eines Unfalls habe, ungeschoren davonzukommen. Meine Rechnung geht auf unter 10%. Also überlege ich nicht weiter und genieße lieber die staubige Fahrt, denn jetzt kann ich auch nix mehr ändern.

Am Markt angekommen, bin ich froh, dass Letitia bei mir ist – sonst hätte ich mich da echt verlaufen. Aber wir sind sehr erfolgreich: 7 Hosen, 7 Röcke, 5 T-Shirts und eine Menge an Unterhosen, kaufen wir um 88.000 Uganda Schilling (ca. 23 Euro) – da ist je ein Rock um 7.000 Uganda Schilling (ca. 1,90 Euro) für mich und Letitia auch noch drinnen. Dieser erfolgreiche Feldzug muss dann natürlich entsprechend begossen werden. Also führt mich Letitia zum Dank in eine „Kneipe“ am Markt und bestellt „amuramba from the sorghum“ – eine halbvergorenes Getränk, dass von einem Süßgras (wikipedia) gewonnen wird. Das Beisl ist ca. 15 m2 groß, es hat ein paar Bänke und der Wirt stellt uns in einem mehr als fragwürdigen 1/2-Liter-Becher amuramba hin. Ich koste – es schmeckt wie es aussieht. Na da muss ich jetzt durch denk ich bei mir und schlucke tapfer. Danach geht es mit Bob und dem Auto heim. Ich bin froh, denn mit diesen vielen Taschen hätte ich echt nicht Boda-Boda fahren wollen. Weder zu zweit noch zu dritt.

Wir kommen im Haus an, da sind die Kinder quietschvergnügt mit Esra am musizieren und tanzen. Wieder einmal bin ich froh, dass er da ist. Dann bespreche ich mit beiden den weiteren Abend, denn Stuart hat ich zum Abschiedsessen/-feier eingeladen. Diese Einladung kann ich – wieder dank Esra – ruhigen Gewissens annehmen, denn: 1. fahre ich erst weg, nachdem die Kinder im Bett sind, 2. lasse ich Letitia nicht allein und 3. war ich seit Wochen nicht mehr richtig aus.
Stuart holt mich ab und nach einem ausgezeichneten Abendessen gehen wir in den angesagtesten Club Kabales – genannt Mist. Und eines kann ich allen sagen, die mal in Afrika sind: geht tanzen, da geht´s richtig ab und ihr lernt eine Menge netter Freunde kennen!