(B)Logbuch der Ugandareise, Sternzeit:  29.Januar 2012   Tag 2

Gestern. Dunkelste, ugandische Nacht. Neun Stunden Flug haben wir hinter uns gebracht. Der wunderschöne Blick auf die Landebahn von Entebbe, die ich angekündigt hatte, blieb im Dunkeln verborgen. Mitten in der Nacht kamen wir im Jane Goodall Institut-Uganda in Entebbe an. Zimmer bezogen, Wasser abgekocht, kurze Lagebesprechung, dann musste getestet werden welcher der aus medizinischen Gründen mitgebrachte Whiskey, der Beste ist: zwei amerikanische gegen zwei schottische im Rennen. Wir waren uns am Ende nicht mehr ganz sicher… Geschlafen haben wir unter dem “Moskitonetzhimmel” tief und fest… Nun gut… Bis auf das Loch in meiner Decke, aus dem ich die Nacht über ein immer größer werdendes Tier fallend erwartete. Maus? Ratte? Beim nächtlichen Hausputz? Egal um 6:30h weckte uns ein stolzer Hahn unsanft aus dem Schlaf!
Ein schnelles Frühstück und wir sind fertig für unser erstes Interview. Und hier traf Lilian auf Lilian. Der Einfachheit halber Lilian auf Lily, Executive Director des Schimpansen Sanctuary auf Ngamba Island. Und Lily kommt Lilian sehr bekannt vor…
Letzte Woche, schalte ich aus unerfindlichen Gründen zum Frühstück den Fernseher ein. Eine BBC Doku läuft auf PLANET. Ein Boot verlässt das Ufer. Ein großer See. Der Lake Victoria. Am Wege ins Chimpanzee Sanctuary Ngamba Island. Ich “treffe” Lily zum ersten Mal übers Kabelfernsehen. Plötzlich, über 6000km später sitzt sie vor mir in Ihrem “98,7% Chimp”-T-Shirt. Vor Gregory an Slider und Kamera, Stuart an der zweiten Kamera, Walter am Licht und Michael am Ton. Nikolaus am Mikrofon  und ich am Script.  Lily Ajarova, eine beeindruckende 38jährige Frau, leitet das Sanctuary, und hat zu Ihren Studienzeiten auch zwei Jahre in Österreich, Krems, verbracht. Sie spricht über den Anblick des ersten Schnees, den sie je gesehen hat, und wie sie dachte es sei Tag um 4h früh. Über Ihre Arbeit im Sanctuary. Darüber die Tage mit der Pflege und Aufzucht von 44 Schimpansenpersönlichkeiten zu verbringen. Vom Baby zum Erwachsenwerden und -sein. Sie erzählt uns von den Rettungsaktionen, z.B. von der kleinen “Africa”, die 18 Monate in einer kleinen Kiste, in der sie sich kaum bewegen konnte, auf Ihren Verkauf an einen “Trader” wartete. Und wie die P
ark Ranger von Ngamba Island sie retten konnten. Schimpansenbabys benötigen verschiedenartige Hilfe. Sie sind schwer traumatisiert, fast verhungert, haben Verletzungen und Wurminfektionen. Geschweige denn von den motorischen Störungen, die “Africa” durch die Boxhaltung hatte. Mit Zeit und Liebe werden die Schimpansen aufgepäppelt und gepflegt. Wenn es so wie in Africas Fall gelingt sie zurück in die Schimpansengesellschaft  auf Ngamba Island zu integrieren sind alle überglücklich. Den Moment als eine der älteren Schimpansenladys Africa in Ihre Arme geschlossen hat, hat niemand auf Ngamba Island so schnell vergessen.
Jetzt werden wir alles mit eigenen Augen sehen: Nach einem langen Fußmarsch mit unsrem ganzen Equipment erreichen wir schließlich das Ufer das Lake Victoria und ein bißchen stellt sich Heimatgefühl ein als ich am Bug des “Soko Uganda”-Bootes mit dem Team 23km auf den Victoria See hinaus “schieße”. Wir sind echt mit Highspeed unterwegs…
Auf Ngamba Island treffen wir auf Philip Sekulya, Keeper und Facility Manager auf der Insel. Wir erleben eine erste Fütterung. Schimpansen so nahe zu sehen ist fantastisch und irgendwie fast nicht real. Ihre Gesichter, Ihre Expressionen. Ihre Energie. Wie ähnlich sie uns in Bewegung und Ausdruck sind. Oder wir Ihnen? Dann werden wir “gefüttert”…
Führen ein weiteres Interview mit Stany Nyandwi, einem der langjährigsten Pfleger, sozusagen eine Pflegerlegende, auf Ngamba Island.Sein größter Traum die Schimpansen betreffend wäre sie wirklich wieder in die freie Wildbahn zu entlassen. Aber Ihr Leben hat sich sehr verbessert, gerettet aus Zoos oder von privaten Käufern, die sich mit einem kleinen Schimpansen schmücken wollen, gepflegt und gehegt, gesund geworden auf Ngamba Island. Aus der Quarantäne entlassen in 10000 Hektar auf der Insel.

Jane Goodall hat das Sanctuary in hartnäckigen Verhandlungen mit der ugandischen Regierung mit ins Leben gerufen. Sie hatte das entscheidende Wissen und die Erfahrung, was Schimpansen wirklich benötigen. Viele Schimpansen aus verschiedenen, afrikanischen Staaten konnten hier gerettet werden. Die Aufmerksamkeit der Menschen in Uganda auf die Notwendigkeit der Erhaltung der Schimpansen und dem Schutz Ihrer Lebensräume ist essentiell. Mensch, Tier und Natur sind verbunden. Hier wird für Jeden jeden Tag einen Unterschied gemacht. Ganz in Jane’s Sinne. In diesem Sinne: Gute Nacht, wenn die Schimpansen uns schlafen lassen…